Die Geschichte

1994-1996: Der Aufbau

Dr. Meyer-Hamme arbeitet seit 1990 wiederholt in Kalkutta für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt" (heute: "German Doctors"). Hier begegnet er sowohl auf seinen täglichen Wegen durch die Slums als auch in der Ambulanz immer wieder dem Problem der Kinderarbeit, und er wird u. a. mit deren gesundheitlichen Folgen konfrontiert. Er beginnt nach Wegen zu suchen, zumindest einigen Kinderarbeitern den Schulbesuch zu ermöglichen. 1994 startet das Projekt zunächst als private Initiative mit 25 Kindern.

Die große Resonanz und Hilfsbereitschaft in Deutschland führt 1995 in Hamburg zur Gründung des gemeinnützigen und mildtätigen Vereins "Help for Education and Life Guide Organisation", kurz: H.E.L.G.O. e.V. 

Ebenfalls 1995 wird ein gleichnamiger indischer Partnerverein in Kalkutta gegründet, der die Arbeit mit den Kindern vor Ort übernimmt. Der Unterricht in den Stadtteilen Tikiapara und Buxarah findet zunächst unter ärmlichsten Bedingungen statt (z. B. in Treppenhäusern oder in kleinsten Hütten). Seit 1996 ist das Projekt auch am Müllberg in Liluah tätig. Da die Familien der Kinderarbeiter häufig auf den Verdienst ihrer Kinder angewiesen sind, ist ein Ausgleich für den Verdienstausfall notwendig, sobald die Kinder statt zu arbeiten in die Schule gehen. Dieser erfolgt in Form von Nahrungsmitteln, die die Mütter der Familien regelmäßig erhalten.

1997-1999: Konsolidierung

1997 mietet H.E.L.G.O. die erste Wohnung für den Unterricht. Die Projektkinder erhalten jetzt auch täglich eine warme Mahlzeit im Projekt. Außerdem eröffnet der Verein eine kleine Ambulanz am riesigen Müllberg in Liluah. Fast alle arbeitenden Kinder dort sind Müllsammler. 

Erste Fortbildungen für einige unserer Lehrer in Montessori-Pädagogik finden statt mit zunächst noch marginalem Erfolg.

Mit dem Kauf zweier Wohnungen entsteht das Zentrum des Projektes in Tikiapara. Dort wird das erste Hostel gegründet. Ein zweites wird wenig später für einige Jahre in Buxarah eröffnet. Seit 1998 können wir zudem Näh- und Strickkurse für Mädchen anbieten. 

Eine wertvolle Kooperation mit einem großen Berufsausbildungszentrum des Don-Bosco-Ordens beginnt (http://www.donbosco-seri.org). Dort wird unseren Kindern nach dem Ende der Schulzeit eine Berufsausbildung ermöglicht. 

2000-2006: Problemjahre

Eine Reihe von Betrugsfällen auf indischer Seite veranlassen H.E.L.G.O. e.V., sich von nicht ehrlich arbeitenden indischen Partnern zu trennen. In diesen Jahren musste unsererseits ein erheblicher Mehreinsatz geleistet werden, um das Hilfsangebot für die Kinder vor Ort aufrecht erhalten zu können. Dieser Arbeitsaufwand hat sich jedoch gelohnt, denn die Schul- und Berufsausbildung der Kinder musste trotz dieser Schwierigkeiten nicht unterbrochen werden. Gleichzeitig haben wir bittere, wenn auch wertvolle Erfahrungen gesammelt, die heute helfen, ggf. derartige Probleme frühzeitiger zu erkennen.

Seit 2006: Konstante Arbeit für die Kinder mit unterschiedlichen indischen Partnern

2006 übernimmt die indische NGO Helgo North Point die Verantwortung für das H.E.L.G.O.-CHILD LABOUR PROJECT. Sechs Jahre war diese NGO unser indischer Partner, bis erste Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen auftauchten. Nur die Besuche im Projekt durch Dr. Meyer-Hamme und anderer Vorstandsmitglieder sind die Garantie dafür, dass durch regelmäßige Kontrollen größere Betrügereien aufgedeckt und mit entsprechenden Konsequenzen unterbunden werden.

Im April 2013 wurde der Projektstandort in Buxarah aus logistischen Gründen aufgegeben, nachdem dort alle Kinder die Schule durchlaufen hatten. Die Arbeit konzentrieren wir seitdem auf die beiden verbliebenden Standorte in Tikiapara mit seinen vielen kleinen Werkstätten, in denen häufig auch Kinder arbeiten, und am Müllberg in Liluah.

Im April 2013 hatte die indische NGO SAMARITAN HELP MISSION (http://www.samaritanhelpmission.org) die Verantwortung vor Ort übernommen und mit viel Einsatz geholfen einen Rahmen zu schaffen, in dem vor allem das Niveau der inhaltlichen Arbeit, d.h. des Unterrichts und der Sozialarbeit, deutlich verbessert werden konnte. Die Zusammenarbeit war von vorne herein zeitlich begrenzt und mit der Abmachung eingegangen worden, auf lange Sicht mit einer anderen Organisation in Indien die Arbeit fortzusetzen.
So war die indische NGO Bengal Service Society 2015/2016 für ein Jahr unser indischer Partner.

Heute ist die NGO  "SOUTHERN HEALTH IMPROVEMENT SAMITY"  (SHIS) (http://www.shisindia.org) unser indischer Hauptpartner. In guter Zusammenarbeit mit SHIS sind die bedürftigen Kinder die Empfänger aller unserer Hilfen.

Von 2012 bis 2016 war Martin Meyer-Hamme als Repräsentant  und Projekt-Koordinator im Antrage von H.E.L.G.O. e.V. Deutschland  in Indien tätig. Im November 2016 übernahm Sebastian Leidig diese Aufgabe bis Ende 2018.
Seit 2019 liegt die Projektleitung für die derzeit gut 140 Kinder  in indischer Hand. In Person sind das Ms. Subhoshree Mondal als Schulleiterin und Mr. Surya Gosh als Leiter der Sozialabteiling.

Die Sozialarbeit nimmt in unserem Projekt eine zentrale Rolle ein. Vier Sozialarbeiter/innen pflegen einen engen und regelmäßigen Kontakt zu allen Familien der Projektkinder.
Ein weiterer Schwerpunkt, der in den letzten zwei Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat, ist die Fortbildung der Lehrkräfte und der Sozialarbeiter in professionell geleiteten Workshops und durch anschließende Supervision. Besonders auch deutsche Experten (u.a. vom Senior Experten Service), die vor Ort aktiv sind, haben einen wesentlichen Anteil daran, dass mehr und mehr Möglichkeiten entwickelt werden, professionell aufgestellte, sinnvolle Hilfe zu leisten.

Nach nun 25 Jahren haben die Kinder der ersten beiden Generationen die Schule längst verlassen. Viele haben eine Berufsausbildung erhalten, eine Familie gegründet und sind Eltern geworden. Dr. Meyer-Hamme wird von etlichen "Ehemaligen" während seiner Aufenthalte in Kalkutta besucht und kann u.a. feststellen, dass sie alle ihre Kinder in die Schule schicken.

Der deutsche Verein H.E.L.G.O. e.V. hat heute 480 Mitglieder. In Indien werden etwa 140 ehemalige Kinderarbeiter bzw. Kinder aus extrem armen Familien im Projekt intensiv betreut. Diese Zahl soll auch in Zukunft nicht wesentlich wachsen, damit die Übersicht des Projektes wie auch deren Qualität gewährleistet bleibt.

In Zusammenarbeit mit anderen befreundeten indischen Sozialorganisationen ermöglichen wir allerdings noch mehr Kindern aus sehr armen Familien eine Schulausbildung, die ohne unsere Hilfe nicht möglich wäre. In Kooperation mit einer indischen NGO hilft H.E.L.G.O. beispielsweise auch Kindern von Sexworkern aus dem Rotlichtviertel des Bowbazars in Kalkutta.

Die Corona-Krise hat seit Ende März 2020 das Leben in unserem Projekt auf den Kopf gestellt. Alle Schulen sind geschlossen. Die Not in den Familien unserer Kinder ist groß, denn Tagelöhner haben in Zeiten des Lockdown keine Möglichkeit Geld zu verdienen. Wir linder seit April mit regelmäßigen Nahrungsmittelhilfen die allergrößte Not. Natürlich kümmern sich unsere Lehrer auch weiterhin um schulische Aktivitäten, was von den Kindern erfreulicherweise sehr gut angenommen wird.